Wildbienen & andere Bestäuber – Vielfalt schützen, Zukunft sichern

Wildbienen sind stille Helden unserer Natur. Während die Honigbiene durch die Imkerei und ihre Produkte wie Honig und Wachs bekannt ist, leben die meisten Wildbienenarten im Verborgenen – und doch sind sie für das ökologische Gleichgewicht und die Bestäubung vieler Pflanzen ebenso unverzichtbar. In Deutschland gibt es über 560 verschiedene Wildbienenarten, von winzigen Sandbienen bis zu pelzigen Hummeln. Viele von ihnen sind hochspezialisiert, manche sogar auf einzelne Pflanzenarten angewiesen. Leider sind über die Hälfte dieser Arten inzwischen gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Was sind Wildbienen?

Wildbienen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von Honigbienen. Die meisten leben solitär, das heißt: Jede Biene baut ihr eigenes Nest, versorgt ihre Brut allein und stirbt oft schon nach wenigen Wochen. Es gibt keine Königin, keine Arbeiterinnen, keine Drohnen – jede Wildbiene ist für sich selbst verantwortlich. Einige wenige Arten, wie Hummeln, bilden kleinere Staaten, die jedoch nur eine Saison überdauern.

Wildbienen nisten in ganz unterschiedlichen Lebensräumen:

  • Bodenbrüter graben kleine Gänge in sandige oder lehmige Böden.
  • Hohlraumbesiedler nutzen alte Pflanzenstängel, Mauerritzen oder Käferfraßgänge im Holz.
  • Spezialisten wie die Mohn-Mauerbiene verwenden sogar Blütenblätter zum Nestbau.

Diese Vielfalt macht Wildbienen zu einem faszinierenden Forschungsfeld – und zu einem wichtigen Indikator für die Gesundheit unserer Umwelt.

Bestäubung durch Wildbienen – Präzise und effizient

Wildbienen sind exzellente Bestäuber. Viele Arten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und bestäuben diese besonders effizient. So gibt es Wildbienen, die nur an Glockenblumen, Löwenzahn oder bestimmten Obstsorten sammeln. Ihre Körperform, ihr Sammelverhalten und ihre Flugzeiten sind perfekt auf „ihre“ Pflanzen abgestimmt.

Studien zeigen, dass Wildbienen oft sogar effektiver bestäuben als Honigbienen – insbesondere bei Kulturpflanzen wie Tomaten, Kürbis oder Heidelbeeren. In Kombination mit Honigbienen entsteht ein Bestäubungssystem, das robust und vielfältig ist. Ohne Wildbienen würde die Bestäubung vieler Pflanzenarten deutlich schlechter funktionieren – mit Folgen für Landwirtschaft, Artenvielfalt und Ernährungssicherheit.

Bedrohungen für Wildbienen

Die Lebensbedingungen für Wildbienen haben sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verschlechtert. Die Ursachen sind vielfältig:

  • Lebensraumverlust durch Versiegelung, intensive Landwirtschaft und Bebauung
  • Mangel an Nistplätzen, z. B. durch das Entfernen von Totholz, alten Mauern oder offenen Bodenstellen
  • Pestizide und Umweltgifte, die das Nervensystem und die Fortpflanzung beeinträchtigen
  • Klimawandel, der Blühzeiten verschiebt und das Zusammenspiel zwischen Bienen und Pflanzen stört
  • Konkurrenz durch invasive Arten oder durch zu hohe Dichten an Honigbienenvölkern in sensiblen Gebieten

Viele Wildbienenarten sind auf bestimmte Lebensräume angewiesen – und verschwinden, wenn diese verloren gehen. Besonders betroffen sind spezialisierte Arten, die nur wenige Pflanzen nutzen können oder nur in bestimmten Regionen vorkommen.

Was können wir tun?

Der Schutz von Wildbienen beginnt im Kleinen – und jeder kann mithelfen:

  • Bienenfreundliche Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon anbieten – möglichst heimische Arten mit ungefüllten Blüten
  • Nisthilfen schaffen, z. B. durch Insektenhotels, offene Bodenstellen oder das Belassen von Totholz
  • Auf Pestizide verzichten und biologische Alternativen nutzen
  • Blühflächen fördern, z. B. durch Wildblumenwiesen, Blühstreifen oder extensiv gepflegte Grünflächen
  • Öffentliches Bewusstsein stärken – durch Bildung, Aktionen und Gespräche

Unser Imkerverein engagiert sich aktiv für den Schutz von Wildbienen. Auch wenn wir selbst Honigbienen halten, sehen wir die Wildbienen als gleichwertige Partner im Bestäubungssystem. Wir bieten Workshops zur Gestaltung von Wildbienenhabitaten, beraten bei der Auswahl geeigneter Pflanzen und arbeiten mit Schulen, Gemeinden und Naturschutzgruppen zusammen.

Wildbienen erleben – Vielfalt entdecken

Wildbienen sind nicht nur nützlich – sie sind auch wunderschön und spannend zu beobachten. Wer einmal eine Pelzbiene beim Sammeln gesehen hat oder einer Mauerbiene beim Nestbau zuschaut, wird schnell begeistert sein. Unser Verein bietet:

  • Exkursionen und Führungen zu Wildbienen-Habitaten
  • Bestimmungshilfen und Infomaterialien für Schulen und Naturfreunde
  • Mitmachaktionen wie Bau von Nisthilfen oder Anlage von Blühflächen
  • Vorträge und Workshops zur Wildbienenbiologie und zum praktischen Artenschutz

Wir möchten die Vielfalt der Wildbienen sichtbar machen – und zeigen, wie wichtig sie für unsere Umwelt sind.

Gemeinsam für die Bestäuber

Honigbienen und Wildbienen sind keine Konkurrenten – sie ergänzen sich in ihren Fähigkeiten und tragen gemeinsam zur Bestäubung und zum Erhalt der Pflanzenwelt bei. Als Imkerverein sehen wir es als unsere Aufgabe, nicht nur unsere Honigbienen zu pflegen, sondern auch das Bewusstsein für die Vielfalt der Bestäuber zu stärken.

Denn nur gemeinsam – mit Honigbienen, Wildbienen, Schwebfliegen, Käfern und anderen Insekten – können wir die biologische Vielfalt erhalten und eine lebenswerte Umwelt für kommende Generationen sichern.